1900 – 1939

Um die Jahrhundertwende war der Pfarrer von St. Pankratius Augustin Hüsing dem Schützenwesen gegenüber sehr aufgeschlossen. Sein Interesse galt der Geschichte. Er sichtete die alten Kirchenbücher mit den Aufzeichnungen aus der Pfarrgemeinde Gescher. Mit diesen Forschungen legte er den Grundstein für die schriftlichen Nachweise zur Geschichte von Ort, Menschen und Vereinigungen aus Gescher. Zur Schützengeschichte St. Pankratius nahm er an, dass unsere Gilde von Fürstbischof Christoph Bernard von Galen, nach dem Dreißigjährigen Krieg, gegründet und somit etwa 250 Jahre alt sei.

Auf dem Schützenfest 1902 hielt Herr Pfarrer Hüsing einen Vortrag über seine Recherchen. Auf 12 gedruckten Seiten ist dieser Vortrag erhalten geblieben. Diese Aufzeichnungen legten den Grundstock für die 250 Jahrfeiern der St. Pankratius Schützengilde.
Der erste Weltkrieg ließ wieder alle Aktivitäten bis 1921 ruhen. Danach setzte die Tradition, das Fest nur jedes zweite Jahr zu feiern, wieder in Gang. In Vorbereitung auf das Fest 1928 stand die Abhaltung des 275jährigen Jubiläums im Gespräch. Erste Zeitungsberichte verweisen auf ein Jubiläum, doch in Anbetracht der schlechten wirtschaftlichen Lage kamen die Schützenbrüder zu dem Entschluss, diesen Geburtstag nicht vorzeitig zu begehen.
In dieser Zeit etwa kam Rektor Hüer nach Gescher. Der passionierte Heimatforscher stellte fest, dass die Gilde wesentlich älter war, als bisher angenommen. Unter anderem nahm Dr. Hüer sämtliche Schützenplaketten aus Gescher und den Bauerschaftsvereinen  in Augenschein. Weiterhin sichtete und fand er schriftliche Zeugnisse und Belege in verschiedenen Archiven. Auf seine Forschungen hin setzte man das Gründungsdatum auf 1605. Das war der Anlass, das Schützenfest im Jahr 1930 als 325jähriges Jubiläum zu halten. In der Festschrift 1930 ist neben der Schützengeschichte ein weiterer Aufsatz, der mit der Jagdgerechtigkeit des Dorfes Gescher befasst.

Auf der Wises von Bauer Remmelt 1936

Diese Plakette ist undatiert und keinem Stifter zuzuweisen. Sie erinnerte an die alte Jagdgerechtigkeit der Bürger hin, mit Hunden und Garnen im Kirchspiel zu jagen. Zur Zeit der Feudalherrschaft war das Jagen ein Privileg des Adels. Diese Besonderheit, die den Bürgern von Gescher verliehen worden war, verlängerte sich gegen die jährliche Zahlung eines Pfundes Pfeffer. Die dargestellte Uniform weist auf die Zeit des 18.Jahrhunderts hin. An der Rückseite des Schildes ist die Figur der hl. Magdalena mit vier Nieten wohl später befestigt worden. Auch diese Seite der Plakette trägt keinerlei Inschrift. Die hl. Magdalena ist die Mitpatronin unserer Pfarrkirche St. Pankratius und daher wohl auf dieser Plakette angebracht.

Zum letzten Fest vor dem II. Weltkrieg stellten sich die einzelnen Gruppen noch einmal dem Fotografen. Hier die Offiziere:

Das Offizierskorps 1938
Untere Reihe von links: Feldw. H      Lanfer, Oberlt. Heinrich Mester, Hptm. August Epping, Oberlt. Bernhard Dönnebrink, Adj. Franz Hessing, Oberst  Aloys Rüther,  Adj. Bernhard Feldmann, Major Josef Linsen, Adj.          König, Oberlt. Alex Dieker, Leutn. A         König, Feldw. Heinrich Klümper.
Obere Reihe von links:         Adj. Franz Grimmelt, Adj. Anton Ebbing, Fahnenoffiziere Hermann Vortkamp,                 Paschert, A         Vens, Adj.         Essling, Adj. Bernhard Schlüter.
Die großen Lücken bei der Bildunterschrift lassen die Vornamen frei, die uns leider noch nicht übermittelt wurden . Wir versuchen aber noch die Namen zu vervollständigen. Das Bild entstand vor der Villa Dr. Cohaus an der Hofstrasse.

Der zweite Weltkrieg unterbrach alle Aktivitäten der Schützengilden.

1948 – Ein neuer Anfang

Das Jahr 1948 markiert einSchlüsselerlebnis in der Geschiche der Gilde, den ab diesem Jahr wurden wieder Feste abgehalten und Anton Enk wurde der erste König nach dem 2. Weltkrieg. Das Vogelschießen sollte mit Pfeilen und einer Armbrust erfolgen. Die englische Besatzung hatte der deutschen Bevölkerung den Besitz und Gebrauch von Schusswaffen verboten. Nur mit Mühe hatten die Verantwortlichen der Gilde die Genehmigung ein Schützenfest abzuhalten bekommen. Es war ein Vogel aus Ton hergestellt worden und die Vogelstange wurde am Priesterwald aufgestellt.  Die Schützen mühten sich den Vogel von der Stange zu holen. Bei vielen Versuchen war der Vogel des Öfteren schon getroffen worden, aber der Vogel wurde nicht beschädigt. Dem anwesenden, englischen  Ortskommandanten Major Ball wurde die Situation erklärt. Man verwickelte ihn in Gespräche und schließlich erklärte Major Ball sich bereit, eine Ausnahme bei der Schießgenehmigung zu zu lassen. Eilig wurde eine nicht erlaubte Schrotflinte herbeigeholt und Anton Enk bekam das Recht auf den ersten Schuss. Der tönerne Vogel zerfiel wie Staub an der Stange.

Der 1. Thron nach dem 2. Weltkrieg: Anton Enk und Auguste Kruse

Zum Jubiläum 1955 überreichte das Amt Gescher der Gilde als Festgabe ein Buch. Dabei handelt es sich um ein in Schweinsleder gebundenes Buch mit annähernd 200 Seiten. Gedacht war das Geschenk für Zeichnungen, mit denen sich die Königspaare eintragen sollten. Da dieses Buch nur immer in die Hand der Könige gereicht worden war und danach wieder unter Verschluss kam, ist es vielen Schützen nicht bekannt. Im Laufe der letzten 50 Jahre ist das Buch zu einem Kleinod der Gilde geworden. Zum 400 jährigen Jubiläum 2005 sind die Bilder aus dem Königsbuch Bestandteil der neuesten Chronik.

Das Königsbuch der Gilde, ein absolutes Kleinod, in das sich jeder König seit 1955 einträgt

Jubiläum 2005

400 Jahre St. Pankratius Schützengilde in Gescher – ein Alter, das von langer Tradtion zeugt. So verwundert es nicht, das unser Jubiläumsfest etwas besonderes werden sollte. Viele Gastvereine, mehrere teilnehmende Musikkapellen und über 200 angetretene Schützen machten das Fest zu einem ganz besonderen Erlebniss. Bereits Monate vor dem eigentlichen Fest hatten sich schon meherer Kommisionen gebildet, die für den reibungslosen Ablauf des Festes verantwortlich waren. Extra für das Jubelfest wurde die Vogelstange am Erlengrund komplett renoviert und neu getrichen.

Bereits am Freitag ging es mit dem Kaiserschießen der Majestäten los. Dabei konnte sich der damals aktuelle König Conrad (Conny) Gescher gegen mehrere Mitbewerber durchsetzten und errang somit die Kaiserwürde. Als Kaiserin nahm er sich seine Königin Andrea Greve. Abends feierte man zusammen mit Kaiser (und König) Conny Gescher und seiner Kaiserin bis tief in die Nacht.

Am nächsten Morgen ging es zur Vogelstange um den König des Jubelfestes zu ermitteln. Schnell kristalisierten sich aus der Masse der Schützen zwei ernsthafte Bewerber herraus. Herbert Sandscheper holte schließlich den Rest des Vogels von der Stange und nahm Elke Schlüter zu seiner Königin. Als Throngefolge kamen Johannes Schlüter und Ursula Schlichting sowie Jürgen Schlichting und Hidegard Demes hinzu.

Das neue Königspaar wurde beim Königsball bis zum frühen Morgen im Festzelt gefeiert.

Für Sonntags hatte man sich etwas besonderes ausgedacht. Vor dem traditionellen Frühschoppen war ein Sternmarsch mit etlichen Gastvereinen angesetzt. Dabei ging es sternförmig zum Festplatz hinter dem Altenwohnheim an der Marienstraße. Nach dem offiziellen Festakt spielten alle anwesenden Musikkapellen, mit über 200 Musikanten, gemeinsam „Preußens Gloria“ – ein besonderes Erlebnis für alle Anwesenden. Anschließend fand für alle Gastvereine ein Empfang im Festzelt statt und so verlief der Frühschoppen, begleitet vom Musikzug Gescher und vom Spielmannszug der Feuerwehr, noch bis in die frühen Abendstunden.