Die Festlegung auf ein genaues Gründungsjahr ist für die meisten Schützengilden nicht immer einfach. Das gilt vor allem für die Jahrhunderte, von denen uns heute nur wenige schriftliche Quellen in den Archiven erhalten geblieben sind.
Die Schützenvereinigungen in der Zeit vor dem 30jährigen Krieg hatten -nach bislang vorliegenden Quellen und Erkenntnissen- verschiedene Aufgaben im politischen und religiösen Leben. Bei den Verteidigungsaufgaben stand in erster Linie die Verteidigung von Stadt und Hab und Gut der Bewohner im Vordergrund. Als Gruppe wurden sie zu militärischen Aufgaben herangezogen. Zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft wurden regelmäßig Schießübungen, z.T. mit einer Festfeier, abgehalten. In der Regel wurde dabei der beste Schütze ermittelt.
Auf der Basis einer allgemeinen religiösen Orientierung der Menschen dieser Zeit waren die Aktivitäten der Schützen auch in das religiöse Leben eingebunden. Als Nachfolger von Nachbarschafts-Gilden oder Bruderschaften übernahmen sie Aufgaben bei Prozessionen, Beerdigungen für verstorbene Mitglieder, Teilnahme an Festen des Orts- und/oder Schützenpatrons durch Kirchgang und Umzug. Die enge Bindung an Glauben und Kirche hatte viele Gilden veranlasst, sich nach Heiligen bzw. nach den Patronen der Kirche einer Bauernschaft oder Kapelle zu benennen. Die Gescheraner Gilde unterstellte sich dem Patrozinium der Pfarrkirche, dem Hl. Pankratius.
Neben den schriftlichen Quellen gibt es aber noch die Silberplaketten. die Zeugnisse ablegen. Bei genauen Untersuchungen zur Schützengeschichte Westfalens hat die Volkskundliche Kommission Münster auch unsere Schützenkette untersucht. Eine erste Einschätzung unserer undatierten Plaketten wies diese aufgrund der Form und der Darstellungen auf den Plaketten zum Ende des 16. Jahrhunderts hin.
Der 30Jährige Krieg (1618-48) und seine Folgen führten zum Niedergang vieler Schützengemeinschaften. Die Besatzung durch die Hessen mit Plünderungen führte auch in Gescher zu Verarmung, Not und Elend. Viele Jahre konnte keine Wehrübung und das damit verbundene Schützenfest ausgerichtet werden. Das für Gescher neu angelegte Bürgerbuch von 1651 berichtet, dass „durch die Hessischen, Kayserschen und sonsten allerhand Kriegswesen alles verloren und weggenommen worden“ ist. Einschließlich des Pastorats waren im Dorf Gescher 1648 noch neun Häuser bewohnt.
Für die Zeit ab etwa 1650, als der münstersche Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen in Coesfeld auf der Ludgerusburg (1650-1678) residierte, ist die Aufrüstung der Schützen und Soldaten sowie die besondere Förderung der Schützengilden belegt. Ausgediente Offiziere der Landesmiliz wurden zur Wehrertüchtigung eingesetzt. Vielen Gilden wurde ein silberner Vogel vom Landesherrn gestiftet und das Vereinsleben mit Scheiben- oder Vogelschießen wieder eingeführt.
Für die frühen Jahre des 17. Jahrhunderts zeugen nur 3 Schilder der St. Pankratius Schützengilde für Gescher und 2 Plaketten an der Kette der St. Johannes Schützengilde in Gescher-Estern von Schützenfesten. Ab 1653 belegen Plaketten wieder die Aktivitäten der Gilden in Gescher.
Für den Zeitraum von 1616 bis 1695 sind in unserer Gilde 14 Plaketten erhalten. Für das folgende Jahrhundert sind 24 Plaketten erhalten. Von 1742 bis 1773 sind die Junggesellen weiterhin aktiv gewesen und die Alten setzen erst 1776 wieder ein.
Drei undatierte Plaketten aus dieser Zeit konnten aufgrund der Bürgerlisten eingeordnet werden.
Es wurde sicher nicht in jedem Jahr ein Schützenfest gefeiert, aber das Fehlen von weiteren Schützenschildern, aus der Zeit ab 1650 bis etwa 1800, ist auch bei vielen Gilden auf den Verkauf des Silbers in Notzeiten zurückzuführen. Für die St. Pankratius Schützengilde Gescher bleibt das exakte Gründungsdatum im Dunkeln.